Dieses Kapitel ist nicht für alle Leser und Leserinnen interessant. Viele werden bereits in einem Alter sein, in dem die Kinderplanung bereits abgeschlossen ist. Ich empfehle euch trotzdem, das Kapitel zu lesen. Macht euch beim Lesen Gedanken darüber, wie es bei euch damals war. Die Erkenntnisse werden euch helfen, wenn ihr Gespräche mit euren eigenen Kindern über das Thema führen müsst.
Für all jene, die noch keine Kinder haben, aber mit dem Gedanken spielen, mal Eltern werden zu wollen, hoffe ich, dass ihr aus den folgenden Absätzen etwas lernt und eure eigenen Gedanken ordnen könnt.
Kinder sind etwas Wunderbares, sie geben einem so viel zurück. Ist das wirklich so? Ich bin Vater von 4 Kindern. Ich liebe meine Kinder und ich möchte sie nicht missen. Und dennoch finde ich Kinder nicht wunderbar. Kinder sind laut, anstrengend, machen Arbeit, verursachen Ärger. Kinder sind teuer, sie fordern ständig, ohne was zu geben. Kinder sind Monster. Mit Kindern ist alles anders. Sie bringen Unordnung ins Leben. Die meiste Zeit des Tages dreht sich um das Kind. Kinder brauchen Aufmerksamkeit, wollen beschäftigt werden und sie nerven und stören so lange, bis man ihre Bedürfnisse befriedigt hat. Kinder verhindern, dass man seine Hobbys ausführen kann, sie verhindern romantische Zweisamkeit und sie stören deinen erholsamen Schlaf. Sie sorgen dafür, dass man sich ständig Sorgen um sie macht, egal ob es Babys sind oder sie längst zu Hause ausgezogen sind.
Ja, Kinder sind so ziemlich das Schlimmste, was man sich in einer Beziehung antun kann. In dem Moment, in dem die Frau feststellt, dass sie schwanger ist, steht das noch ungeborene Kind an erster Stelle. Der Partner ist plötzlich nicht mehr ganz so wichtig. Doch, wichtig ist er schon. Denn er muss nun mehr Aufgaben im Haushalt und Alltag übernehmen und er hat gefälligst dafür zu sorgen, dass es seiner Partnerin und dem Kind gut geht.
Puh, wenn ich das so lese, frage ich mich, warum es überhaupt Kinder gibt. Rational betrachtet zeugt man Kinder, um seine Art am Leben zu erhalten, zur Fortpflanzung eben. Manche Könige und Firmengründer haben Kinder gezeugt, damit ihr Imperium auch über ihren Tod hinaus bestehen bleibt. Das sind aber Gründe, die für die meisten von uns uninteressant sind. Also, warum tut man sich das mit den Kindern an? Wenn du bereits Kinder hast: Was waren deine Beweggründe?
Oft ist es ja so, dass die Gesellschaft von einem erwartet, dass man Kinder bekommt. Freunde und Bekannte, die bereits Kinder haben, fragen ständig, wann es denn bei einem selbst so weit ist. Ob gesundheitlich alles ok ist, wenn man auch nach Jahren, in denen man zusammenlebt, noch keine Kinder vorhanden sind. Die eigenen Eltern flehen teilweise darum, endlich Oma und Opa zu werden. Aber warum? Haben sie schon vergessen, wie schrecklich ihre eigenen Kinder waren und auf was sie dadurch alles verzichtet haben? Also, warum setzt man Kinder in die Welt? Sind sie vielleicht nur ein Nebenprodukt, weil man gerne Sex macht?
Halt. Stopp. Das waren jetzt mehr als genug negative Argumente gegen Kinder. Zeit für die andere Seite der Medaille. Es ist so ein wundervolles Gefühl, wenn das eigene Baby im Arm einschläft und dabei zufrieden gluckst. Zu erleben, wie so ein kleiner Mensch groß wird und die Welt für sich entdeckt, da möchte man das ein oder andere Mal selbst wieder Kind sein. Diese grenzenlose, bedingungslose Liebe, die ein Kind einem gibt, lässt so manchen Ärger verschwinden. Das herzliche Lachen eines Kindes öffnet das eigene Herz. Und das Funkeln und Leuchten der Kinderaugen am Geburtstag oder Weihnachten ist unbezahlbar.
Kinder sind so unvoreingenommen, so neugierig und oft auch so lebensfroh. Man kann von Kindern so viel lernen. Durch ihre Fragen bringen sie einen Erwachsenen oft zum Wahnsinn, doch wenn man versucht, die Fragen zu beantworten, kann man selbst noch viel lernen. Ich weiß nicht, wie oft ich, um die Fragen meiner Kinder beantworten zu können, Google befragt habe und hinterher erstaunt über die Antwort war. Kinder sind toll. Wenn sie mit einem kuscheln, mit einem spielen wollen und dabei so viel mehr Energie haben als man selbst. Es macht Spaß, Kindern etwas beizubringen. Ihnen das Leben zu erklären, und es erfüllt einen mit Stolz, wenn das eigene Kind Erfolge erzielt.
Höre mal anderen Eltern am Kindergarten oder der Schule zu. Mit stolzgeschwellter Brust wird berichtet, dass der eigene Sprössling schon mit 6 Monaten laufen gelernt hat. Dass er der Beste in Mathematik oder der Schnellste im Sport ist. Eltern sind stolz auf ihre Kinder, weil jede Mutter und jeder Vater möchte, dass sein Kind was Besseres, was Besonderes ist.
Also ja, Kinder sind Monster, die man liebhaben muss, weil sie das eigene Leben bereichern. So wie der Partner, die Partnerin das eigene Leben bereichert hat, so wird es durch Kinder noch um ein Vielfaches mehr wert. Und ganz ehrlich: Ohne eigene Kinder wird man schneller alt. Und dieses Altwerden ist todlangweilig. Kinder bringen Leben ins Haus. Deswegen drängen die Eltern auch auf Enkel. Sie möchten was von der Energie und Lebensfreude, die Kinder ausstrahlen, abhaben, um auch im Alter noch Spaß zu haben.
Während man früher, in Zeiten ohne funktionierende Verhütung und als man das Wort „Abtreibung“ noch nicht kannte, viele Kinder zeugte, machen sich die Jugendlichen heutzutage unendlich viele Gedanken über das Kinderkriegen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt? Erst Karriere, dann Familie? Oder lieber andersherum? Ist der Partner überhaupt der richtige, um mit ihm Kinder zu haben? Kann ich es mir überhaupt leisten, ein Kind zu bekommen? Eigentlich ist die Welt viel zu schlecht und zu unsicher, um Kinder zu bekommen. Was tue ich meinem Kind nur an, in so einer Welt voller Terror, Krieg und Katastrophen? Und wenn ich Kinder möchte, in welchem Alter? Ist man mit 20 zu jung, um Kinder zu bekommen, und mit 38 bereits zu alt?
Ich hatte diesbezüglich mal ein aufschlussreiches Gespräch mit meiner ältesten Tochter. Sie ist sozusagen schuld an diesem Kapitel. In unserem Gespräch ging es darum, wann eben der beste Zeitpunkt für ein Kind ist. Mir wurde in dem Gespräch klar, dass ich mir damals, also bevor meine ersten Kinder gezeugt wurden, keine so großen Gedanken darüber gemacht habe. Für meine damalige Frau und mich stand fest, dass wir Kinder wollten. Ob wir uns das leisten könnten, ob der Zeitpunkt in Bezug auf die Karriere der richtige war, darüber haben wir uns kaum Gedanken gemacht. Wir wussten ja auch nicht, wann es tatsächlich klappen würde. Das Kinderkriegen kann man zwar planen und es immer und immer wieder probieren. Aber ob bei dem ganzen Sex auch ein Kind rauskommt, kann niemand vorhersagen. Also was nützen die ganzen Gedanken über den perfekten Zeitpunkt, wenn die Natur da nicht mitspielt?
Ob die Eizelle während der Ausbildung oder dem Studium befruchtet wird, weil es eben auf Anhieb funktioniert hat, oder erst nach Jahren vergeblichen Bemühens zum Erfolg führt und damit die Karriere platzt, kann man nicht beeinflussen. Vielleicht führt der Abschiedsssex mit dem Partner, von dem man sich trennen will, zur Schwangerschaft. Oder es ist der One-Night-Stand, weil man fest daran geglaubt hat, sowieso nicht schwanger zu werden. Das Leben geht oft seltsame Wege und zum Glück kann man nicht beeinflussen, wann man schwanger wird.
Stell dir bloß mal vor, wo das hinführen würde. Alle Kinder hätten im Sommer Geburtstag, weil im Winter Geburtstag feiern scheiße ist. Und wo bleibt denn der Spaß am Sex, wenn man wusste, dass dieses eine Mal das restliche Leben verändern wird? Ich glaube, ich als Mann könnte in dem Moment nicht. Auch wenn ich Kinder haben möchte, würde es mich blockieren, wenn ich wüsste, dass es jetzt so weit ist. Da kämen dann Fragen auf wie: „Sind meine Gene gesund genug, um ein gesundes Kind zu zeugen?“ Hätte ich gestern lieber auf das Bier verzichten sollen? Habe ich mir das auch wirklich gut überlegt, das mit den eigenen Kindern?
In dem Zusammenhang stellt sich natürlich auch die Frage, was man seinem Kind, seinen Kindern zu bieten hat. Reicht das Einkommen aus für ein hübsches Kinderzimmer, für eine sichere, zufriedene Kindheit? Kann man die Bedürfnisse des Kindes erfüllen? Kann man ihm Geschenke kaufen und mit dem Kind auf das Volksfest oder ins Kino gehen? Ach, wie schön wäre es. Wenn man all diese Fragen von vornherein beantworten könnte. Aber man kann es nicht. Kein Job ist so sicher, dass man ihn für die nächsten 20 Jahre sicher hat. Und selbst wenn. Wer garantiert, dass die eigene Gesundheit da mitspielt? Viele Eltern mussten ihren Job aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Wenn man das vorher gewusst hätte, dann hätte man lieber verhütet, anstatt ein Kind haben zu wollen.
Kinder sind großartig, sie bereichern unsere Welt und das eigene Leben ungemein. Das Kinderzeugen macht richtig viel Spaß, das Kinderbekommen nicht so sehr und das Erziehen der Kinder ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Und auch wenn man den perfekten Zeitpunkt für ein Kind nicht festlegen kann, so ist es gut und richtig, sich den ein oder anderen Gedanken darüber zu machen. Vor allem sollte man verhüten, wenn man keine Kinder möchte. Denn wie schon gesagt: Man kann nie sagen, wann der Schuss ein Treffer wird. Als Teenager ein Kind zu bekommen, ist definitiv zu früh. Man ist selbst noch nicht erwachsen genug, um die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Den nächstbesten zum Vater seiner Kinder zu machen, weil man sonst zu alt fürs Kinderbekommen ist, finde ich moralisch auch nicht in Ordnung.
Es heißt zwar „Ein Kind verbindet“, aber das ist nur ein blöder Spruch, der früher, vor 50 Jahren, vielleicht noch Gültigkeit hatte. Ein Kind bindet einen Partner nicht an einen. Im Gegenteil. Dadurch, dass das Kind im Leben der Mutter erstmal die Nummer eins ist, fühlen sich viele Väter vernachlässigt. Der Sex lässt nach, die gemeinsamen schönen Momente werden weniger. Stattdessen nehmen die Verantwortung und der Stress zu. Viele Paare schaffen es nicht, das Familienglück aufrechtzuerhalten und gemeinsam zu genießen.
Ich weiß, dass ich mich mit meiner Einstellung dazu unbeliebt mache, aber Kinder sollten in einer Familie niemals das Wichtigste sein. Sie sind wichtig, keine Frage. Aber sie sind nicht wichtiger als die eigenen Bedürfnisse und auch nicht wichtiger als der Partner. Das wird allzu oft missachtet. Da sind die Kinder wichtiger als alles andere und schon bald fragt man sich, wo der Partner hin ist und was man vom eigenen Leben hat. Nichts. Denn die Kinder bestimmen, was gemacht wird, wo es langgeht und ob du glücklich sein kannst.
Halten wir also fest: Ob du Kinder möchtest, wann du sie bekommst und ob sie dich glücklich und zufrieden machen, kannst du nicht planen. Du kannst noch so viel darüber nachdenken und planen. Das Leben wird dir irgendwann zeigen, was es von deinen Gedanken und Plänen hält. Nämlich nichts. Du musst, wenn es so weit ist, damit klarkommen und das Beste daraus machen. Du musst die volle Verantwortung übernehmen und dich, im besten Fall dafür entscheiden, deine Kinder zu lieben. Komme, was wolle.
