Es ist alles nur in Deinem Kopf

Liebe ist also eine Entscheidung? Ok, zugegeben, sie ist viel mehr als das, aber lass uns bei dem Thema bleiben. Um eine Entscheidung fällen zu können, brauchst Du Mut. Mut, Dich für etwas, aber auch gegen etwas zu entscheiden. Du brauchst eine Wahlmöglichkeit. Hast Du keine Wahlmöglichkeit, keine Alternative, keine Auswahl, ist es keine Entscheidung, sondern eine Tatsache. Wo werden denn nun aber Entscheidungen getroffen?

Es gibt Menschen, die auf ihr Bauchgefühl schwören. Ein Grummeln im Bauch, ein Ziehen in der Magengegend, innere Unruhe. Alles Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Die Entscheidung bereitet einem ein unangenehmes Gefühl. Etwas an dieser Situation entspricht nicht den Erwartungen. Oder die Konsequenzen dieser Entscheidung übersteigen Dein Vorstellungsvermögen. Oft weiß man nicht, woher dieses ungute Gefühl kommt. Es ist plötzlich da. Und weil es eben ein unangenehmes Gefühl ist, verlässt man sich häufig darauf.

Ich liebe mein Bauchgefühl. Hat es mich doch schon vor so manchem Ärger und teuren Fehlern bewahrt. Wenn ich es ignoriert habe, wurde es meistens richtig unangenehm und teuer für mich. Allein bei den Gedanken an diese Situation zieht es mir den Magen zusammen.

Unser Bauchgefühl, unser 6. Sinn oder die göttliche Eingebung, nenn es wie Du willst, dieses Gefühl können wir nicht beeinflussen. Wir können es nicht steuern und es gibt uns auch keine Antworten oder Empfehlungen. Es ist, wie es ist. Ein Gefühl, das uns überkommt und auf das wir reagieren können.

Und auch wenn uns unser Bauchgefühl ein Zeichen gibt, die Entscheidung wird dennoch woanders getroffen. Entschieden wird nämlich alles im Kopf.

Ich bin kein Neurowissenschaftler, aber ich bin fasziniert davon, was alles in unserem Kopf möglich ist. Wir speichern Erinnerungen, Vokabeln, Formeln. Wir denken stundenlang über alles Mögliche nach. Wir träumen, visualisieren, lösen Probleme und ja, wir schaffen auch neue Probleme in unserem Kopf. Irgendjemand hat mal behauptet, alles, was man sich vorstellen kann, das kann man auch erschaffen. Der Gedanke ist faszinierend und gleichzeitig so wahr. Überlege doch mal. Fast alles, was Du im Moment siehst, ist aus einem Gedanken entstanden und wurde dann zur Realität. Bis auf die Natur, Bäume, Blumen, Meere und Tiere. Diese Dinge sind im Laufe der Evolution entstanden. Aber das Buch, Dein Handy, Dein Auto, Dein Sofa, selbst das Essen, was Du zu Dir nimmst, ist aus einem Gedanken heraus entstanden. Die größten Erfindungen, die schönsten Gemälde, die tollsten Lieder, das umwerfende Parfüm oder die Zusammenstellung eines 5-Gänge-Menüs. Alles existiert, weil sich jemand gedanklich damit auseinandergesetzt hat und nach Lösungen gesucht hat, um seine Idee zu verwirklichen.

Aber wir brauchen gar nicht so weit in die Ferne zu schweifen. Schau Dir Dein Leben an. Alles, was Du heute hast, was Du bist und was Du tust, ist zuerst in Deinem Kopf entstanden. Deinen Job hast Du, weil Du ihn haben wolltest. Zumindest wünsche ich es Dir. Ansonsten würde er Dich auf Dauer unglücklich und krank machen, wenn Du diesen Job ausübst, weil Deine Eltern oder Dein Partner wollten, dass Du ihn machst. Deine Freunde hast Du, weil Du Dich für sie entschieden hast. Im Normalfall entscheidest Du auch jeden Tag aufs Neue, was Du essen wirst. Du machst Dir also Gedanken über gewisse Dinge und handelst oder entscheidest dementsprechend.

Und was hat das jetzt mit der Liebe zu tun? Ganz einfach. Du entscheidest jeden Tag aufs Neue, ob Du Deinen Partner liebst oder nicht. Du glaubst mir nicht? Ok. Lass es mich etwas verdeutlichen.

Wie wir im ersten Kapitel schon festgestellt haben, bedarf es einer bewussten Entscheidung, ob wir jemanden lieben wollen oder lieber nicht. Wenn wir uns für die Liebe entschieden haben, dann treffen wir jeden Tag Entscheidungen, die sich positiv auf diese Liebe auswirken. Wir planen Treffen, Unternehmungen oder kleine Aufmerksamkeiten, um den anderen zu beweisen, dass wir ihn lieben. Wir organisieren unseren Tagesablauf so, dass wir möglichst viel Zeit mit unserer Liebe verbringen können. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit und sind in Gedanken ständig bei der geliebten Person. Ob jetzt bewusst oder unbewusst. In unserem Kopf spielt die geliebte Person eine ausschlaggebende Rolle. Unsere Stimmung, unser Alltag, vieles wird durch die Liebe zu diesem Menschen beeinflusst.

Das Leben könnte so schön sein, wenn das für immer so sein könnte. Die rosarote Brille des verliebt seins, die unerschöpfliche Energie, um mit dem geliebten Menschen zusammen sein zu können, die tausend Ideen, was man noch alles zusammen erleben möchte. Die Tagträume und all die Momente, die man das erste Mal zusammen erlebt. Der erste Spaziergang, stundenlange Gespräche, der erste Kuss, der erste Sex, der erste Urlaub. Ach herrlich.

Die Welt ist aber nicht rosarot und auch kein Ponyhof. Die meisten von uns müssen arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und schon kommt es zu Funkstörungen im Gehirn. Denkt man jetzt an die Arbeit oder an die Liebe? Wo setzt man seine Prioritäten? Und im Laufe einer Partnerschaft kommen noch viele weitere Funkstörungen hinzu. Job, Geld, Wohnung, Hobbys, Freunde, Familie, Kinder, Gesundheit, … Jeder kennt doch das Gedankenkarussell in seinem Kopf. Und wenn die Partnerschaft in geordneten Bahnen verläuft, dann verdrängen die alltäglichen Gedanken die Liebe von dem ersten Platz. Und irgendwann kommt es so, wie es kommen muss. Es kommt zum Streit, dazu, dass man das Gefühl bekommt, man sei dem anderen nicht mehr wichtig und man lebe sich auseinander.

Die Entscheidung dafür hast Du nicht bewusst getroffen. Es war garantiert nicht Deine Absicht, Deine Liebe zu vernachlässigen oder sie ganz zu verlieren. Du bist aber nun mal auch nur ein Mensch und in der heutigen Zeit wirst Du mit so vielen Informationen und Eindrücken konfrontiert, dass die Dinge, die normal laufen, einfach in den Hintergrund gedrängt werden. Das passiert so lange, bis Sie wieder ins Bewusstsein gerückt werden. Bei der Liebe passiert das meistens durch einen Streit. Plötzlich stellt man fest, dass man seinen Partner vernachlässigt hat, dass man die Liebe nicht gepflegt und geschützt hat. Und genau wie die eigene Gesundheit, die man durch zu wenig Bewegung und schlechte Ernährung vernachlässigt hat, ist die Liebe nun angeschlagen. Sie muss wieder aufgepäppelt werden.

Wieder fasst man bewusst die Entscheidung, mehr Zeit und Energie in die Liebe zu investieren. Zumindest sollte man es tun, wenn einem der Partner wichtig ist und man an die Liebe glaubt.

Ist jetzt wirklich alles nur eine Kopfsache? Natürlich nicht, aber alles beginnt dort. Schöne und positive Gedanken, genauso wie schlechte und negative. Verschließen wir vor lauter Liebe nicht die Augen vor dem Negativen. Auch jeder Streit beginnt im Kopf eines Menschen. Und jede Trennung wurde, bevor sie vollzogen wird, von der Person schon einige Male in Gedanken durchgespielt.

Auch wenn ich ein großer Fan davon bin, sich Gedanken über alles zu machen, so muss ich doch zugeben, dass zu viel Denken auch nicht gut ist. Zum einen beeinflusst es die Stimmung. Positive Gedanken verursachen eine positive Stimmung, das ist prima. Negative Gedanken ziehen Dich aber herunter. Das ist nicht gut für Dich und auch nicht für Deine Mitmenschen. Untersuchungen haben auch ergeben, dass nur ein Bruchteil der negativen Gedanken Wirklichkeit wird. Im Klartext sind die meisten negativen Gedanken unnötig, weil sie Dich nur belasten. Also sollten wir das negative Denken am besten gleich sein lassen. Ja, ja, schon gut. Ich weiß, was Du jetzt sagen willst. Wenn das nur immer so einfach wäre. Über gewisse Dinge sollte man auch nachdenken, ohne Frage. Aber man sollte es nicht übertreiben. Denn die Gedanken allein schaffen keine Veränderung. Dazu muss man Entscheidungen treffen und ins Handeln kommen.

Bedenke auch, dass niemand gerne mit jemandem zusammen ist, der permanent über alles und jeden nachdenkt. Es gibt Menschen, die von einem Gedanken zum nächsten kommen und alles bis zum letzten durchdenken wollen. Solche Menschen sind anstrengend. Vor allem, weil Sie selten ins Handeln kommen und wenn dann alles viel zu kompliziert machen. Sie können ja auch nicht anders. Ihre Handlungen sind mit Ihren Gedanken verbunden. Die simple Frage, was es zum Essen geben soll, wird zu einem Megaprojekt. Und am Ende sind alle Beteiligten satt, aber leider nicht vom Essen.

Dennoch müssen wir unseren Kopf einschalten. Und das sollten wir auch bewusst tun, um gute Entscheidungen treffen zu können. Aber vor lauter Denken dürfen wir nicht vergessen, zu handeln. Wir müssen anfangen, was zu tun, um im Leben und in der Liebe vorwärtszukommen.

Wie hat schon Andreas Bourani gesungen – alles nur in Deinem Kopf. Hier beginnt alles und hier werden Entscheidungen getroffen.

Und noch ein, nicht ganz ernstgemeinter Hinweis:

Weißt Du, warum Dein Kopf rund ist? Damit die Gedanken einfacher die Richtung wechseln können.

Denke mal darüber nach. Aber nicht zu viel, sonst hast Du keine Zeit mehr für die schönen Gedanken über die Liebe.

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