Phasen einer Beziehung

Jede Beziehung durchläuft mehrere Phasen. Es fängt mit dem Kennenlernen an, geht über das Verliebtsein hinüber zum Alltag. Durch den Alltag kommt es zu der ein oder anderen Krise. Hierdurch entwickeln sich die Beziehung und die daran Mitwirkenden. Am Ende kommt es zu einer Entscheidung.

Wie schnell diese Phasen durchlaufen werden, hängt von den Aktoren und den Lebensumständen ab. In kurzen Beziehungen kann die ein oder andere Phase auch mal übersprungen werden. In längeren Beziehungen wiederholen sich die Phasen gerne auch mal.  Aber lass uns zusammen die einzelnen Phasen durchleuchten.

  1. Phase: Kennenlernen

Ganz am Anfang einer Beziehung treffen sich zwei fremde Menschen. Wo sie sich treffen und wie sie zueinander gefunden haben, spielt keine Rolle. Es ist egal, ob Sie im Bus, in der Bar oder im Internet aufeinandertreffen. Einer von beiden beschließt jedenfalls, dass er den anderen anspricht. Er entscheidet sich bewusst, eine Handlung vorzunehmen, um den anderen auf sich aufmerksam zu machen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Vielleicht ist es das äußerliche Erscheinungsbild, was ihn anspricht, oder die Situation, in der sich die beiden befinden, die zu einer Kontaktaufnahme einlädt. Die Entscheidung ist gefallen und der Mut ist gefasst. Man möchte den anderen kennenlernen.

Die angesprochene Person entscheidet nun ebenfalls, wie sie auf den Kontakt reagiert. Lässt sie ihn zu oder lehnt sie ihn ab? Was passiert, hängt davon ab, in welcher Situation der Angesprochene gerade ist. Ist er zu beschäftigt, hat kein Interesse an einem Gespräch oder findet den Gegenüber nicht interessant, findet kein Kennenlernen statt.

An dieser Stelle der vielleicht überflüssige Hinweis: Du kannst nicht von jedem gemocht werden. Du wirst nicht bei jedem, den Du ansprichst, Erfolg haben. Das hat aber nichts mit Dir zu tun.  Du bist gut so, wie Du bist. Dein Gegenüber hat das nur nicht erkannt. Und weil er es nicht erkannt hat, sollte er auch nicht mehr so interessant für Dich sein.

Ist der Angesprochene aber bereit für ein Gespräch, dann beginnt die Kennenlernphase. Normalerweise stellt man sich kurz vor, zumindest den Namen, und teilt kurz mit, warum man die Person gerade angesprochen hat. Hier sollte man auf alle Fälle auf den anderen eingehen und einen passenden Grund finden. Das bezaubernde Lächeln, das modische Outfit, der brave Hund oder das interessante Profil, wenn es eine Online-Begegnung ist. Unpassend wäre es, jemanden anzusprechen mit dem Satz „Hi, schönes Wetter heute, oder?“ Was soll der Angesprochene hiervon halten? Und wie soll da ein Kennenlernen stattfinden?

Nach dem gegenseitigen Kennenlernen tauscht man sich über allgemeine Themen aus. Man versucht, ein Thema zu finden, was beide interessiert. Das können Hobbys, Musik, Urlaub oder Haustiere sein. Nicht so gute Themen beim Kennenlernen sind Politik, Religion und Sex. Es sei denn, Ihr trefft Euch auf einer Webseite oder einer Veranstaltung zu diesem Thema.

Ziel ist es, durch das Gespräch so viele Informationen wie möglich von dem anderen zu erhalten. Schließlich möchte man ja wissen, ob die andere Person zu einem passt, ob man Gemeinsamkeiten hat und dadurch ein weiteres Treffen möglich und sinnvoll wäre. Aber vorsichtig. Es ist ein Kennenlernen und kein Verhör. Niemand mag es, von einem Fremden ausgehorcht zu werden. Außerdem muss man heutzutage vorsichtig damit sein, welche Informationen man an wen weitergibt. Kommt das Gespräch nicht in Fluss oder findet man keinen gemeinsamen Nenner, dann endet die Kennenlernphase oft an dieser Stelle.

Ist man sich sympathisch und die Zeit vergeht wie im Flug, dann verabredet man sich zu einem zweiten Treffen. Hier ist man schon etwas entspannter. Schließlich kennt man sich bereits. Man führt die Unterhaltung vom letzten Mal weiter, tauscht sich über das Befinden oder darüber aus, wie der Tag, die Woche gewesen ist. Das Gespräch wird auch etwas tiefsinniger, persönlicher. Welche Gewohnheiten hat der andere oder was isst und trinkt er gerne? Wie sind die Familienverhältnisse und natürlich: Was sucht der andere? Sucht er eine Freundschaft, eine Beziehung, eine Freundschaft plus, eine Affäre, einen Partner für Freizeitgestaltungen?

Je besser Ihr euch versteht, umso interessanter und lebhafter werden eure Unterhaltungen. Ziemlich schnell solltet Ihr feststellen, ob die Chemie zwischen euch stimmt und ob der Funke übergesprungen ist. Oder steht ihr vielleicht schon in Flammen? Hat es euch erwischt? Haben sich Schmetterlinge in eurem Bauch eingenistet?

  1. Phase: Verliebtsein

Fühlt ihr euch gut, wenn ihr zusammen seid? Denkt Ihr ständig aneinander, wenn Ihr euch nicht seht? Liegt ihr euch in den Armen, wenn ihr euch wieder trefft, und fällt euch der Abschied schwer, wenn es Zeit wird zu gehen? Herzlichen Glückwunsch. Ihr seid ineinander verliebt.

Diese Phase ist mit Abstand die schönste Phase in einer Beziehung. Ihr lernt euch immer näher und besser kennen. Vieles unternehmt Ihr zum ersten Mal zusammen und das fühlt sich so toll an.  Die Gedanken an den anderen zaubern euch ein Lächeln ins Gesicht. Und Ihr möchtet am liebsten jede Minute des Tages miteinander verbringen. So frisch verliebt ist das Leben plötzlich doch ein Ponyhof. Alles scheint einem zu gelingen. Und wenn es nicht gelingt, ist es auch nicht schlimm, denn nachher trifft man seinen Schatz und dann ist die Welt wieder in Ordnung.

Das Verliebtsein gibt Energie, Mut, Zuversicht und Lebensfreude. Man fühlt sich geliebt und einfach nur unfassbar glücklich. Diesen Zustand möchte man für immer erleben. Deswegen heißt es auch „Liebe macht blind“. Man verschließt die Augen für Dinge, die man nicht sehen möchte, Dinge, die dieses schöne Glücksgefühl zerstören könnten. Zum Beispiel wird eine negative Eigenschaft des Partners möglichst ignoriert, ausgeblendet. In der Hoffnung, dass sich das im Laufe der Beziehung schon geben wird. Jetzt ist keine Zeit, darüber zu diskutieren. Man möchte die schönen Momente miteinander genießen.

Die Phase des Verliebtseins ist sehr intensiv. Nicht nur die Gefühle spielen verrückt. Auch die Hormone im Körper feiern ein regelrechtes Fest. Die Glückshormone kriegen sich gar nicht mehr ein. Die Hormone, die für Schlaf und Entspannung verantwortlich sind, haben dagegen Sendepause. Als Frischverliebter möchte man ja schließlich nicht sein Glück verschlafen. Und die Sexualhormone laufen zu Höchstformen auf. Frisch Verliebte fühlen sich zueinander hingezogen. Und da spielt Sex eine wichtige Rolle. Kuscheln, Küssen und Händchen haltend spazieren gehen ist wunderschön. Aber leidenschaftlich miteinander zu schlafen ist noch viel schöner, viel intensiver. Hier fühlt man sich nicht nur mental miteinander verbunden, sondern auch körperlich. So nah, so natürlich und so frei könnt Ihr die Momente der Zweisamkeit genießen, euch fallen lassen und der Liebe hingeben. Ein so wundervolles Liebesspiel gipfelt in einem Höhepunkt, dem Höhepunkt des Verliebtseins.

Doch jeder Mensch weiß, dass es nicht immer nur bergauf gehen kann. Nach einer Bergbesteigung folgt der Abstieg. Nach einem Höhenflug die Landung und nach einem Höhepunkt, was kommt danach?

  1. Phase: Alltag und Routine

Willkommen in der 3. Beziehungsphase. Die ersten Tage, Wochen oder gar Monate des Verliebtseins verblassen langsam, aber sicher. Wie lange diese glückliche, intensive Phase angehalten hat, hängt unter anderem von Eurer Persönlichkeit ab. Eine große Rolle spielt auch, wie oft Ihr euch getroffen habt. Wenn Ihr euch nur am Wochenende seht oder nur 2-mal im Monat, dann dauert die Kennenlernphase schon länger und vermutlich auch die Phase des Verliebtseins. Jedenfalls rutscht man nicht so schnell in die Phase des Alltags und der Routine, da man in der wenigen Zeit, die man miteinander verbringt, nicht wirklich von einer alltäglichen Zeit sprechen kann.

Paare, die sich hingegen oft und regelmäßig treffen oder die schon recht schnell zusammenziehen, um noch mehr Zeit miteinander zu verbringen, die holt der Alltag hingegen sehr schnell ein. Der Alltag fordert jeden einzelnen von uns heraus. Es gilt, Dinge zu organisieren, Termine einzuhalten und Pflichten sind zu erfüllen. Arbeit, Haushalt, Kinder, Freunde, Hobbys, Familie, soziale Arrangements – sie alle möchten etwas von unserer kostbaren Zeit. In dem alltäglichen Chaos darf die Liebe aber nicht zu kurz kommen. Denn immerhin war doch die Phase des Verliebtseins so schön, so intensiv und so glücklich.

Und obwohl man es verhindern wollte, obwohl man sich geschworen hat, zusammen stark zu sein und allen Widrigkeiten zu trotzen, hat die Phase des Verliebtseins gegen die Phase des Alltags kaum eine Chance. Zu übermächtig ist die Verantwortung, die man zu tragen hat. Geld muss verdient werden, Essen muss besorgt und zubereitet werden, die Wohnung muss ordentlich gehalten werden, damit man sich wohlfühlt. Kinder fordern Ihre Zeit ein, Haustiere wollen versorgt werden und Hobbys gepflegt.

Also, ich weiß ja nicht, wie es Dir geht, aber mein Tag hat nur 24 Stunden. Bei 8 Stunden Arbeit und 7 Stunden Schlaf bleiben für alle anderen Aufgaben noch 9 Stunden vom Tag übrig. Klingt eigentlich ganz schön viel, ist es aber nicht. Zumindest habe ich immer das Gefühl, nicht alles zu schaffen. Irgendwas bleibt auf der Strecke. Oft ist es ein Hobby, und wenn die alltäglichen Aufgaben immer noch nicht erledigt sind, dann wird die Zeit, die man gemütlich mit dem Partner verbringen wollte, reduziert.

Die Betonung liegt hier klar auf dem Wort „gemütlich“. Gemeint ist Zeit, die man bewusst zu zweit verbringt. Klar verbringt man Tageszeit miteinander. Aber diese Zeit ist nicht mehr so unbekümmert wie noch in der Phase des Verliebtseins. Einer von beiden kocht, während der andere putzt, den Müll wegbringt und Wäsche wäscht. Wenn es ungünstig läuft, macht auch nur einer von beiden die ganzen Tätigkeiten, weil der andere viel arbeitet oder lieber seinen Hobbys nachgeht.  Welche Konstellation bei Dir vorherrscht, weißt Du selbst am besten. Du kennst selbst die Geschichten vom Alltag, die dazu führen, dass die Liebe zueinander immer weniger wird.

Da gibt es nichts zu beschönigen. Der Alltag hat das Leben der Verliebten fest im Griff. Nach getaner Arbeit und erfüllten Pflichten ist man einfach nur noch froh, wenn endlich Ruhe einkehrt und man Zeit zum Durchschnaufen hat. Wenn der Partner auch so einen anstrengenden Tag hinter sich hat, wird es schwer, sich gegenseitig aufzubauen. Auch wenn man jetzt zusammen auf dem Sofa sitzt, den Arm umeinanderlegt und in den Fernseher schaut, so ist das Gefühl nicht mehr dasselbe wie in der Phase des Verliebtseins. Es fehlt was. Was es genau ist, weiß man oft nicht genau, aber der Moment gerade fühlt sich irgendwie alltäglich an.

Alles wird im Laufe der Zeit immer alltäglicher. Auch der Sex bleibt davor kaum verschont. Die Tage verrinnen, die Jahre vergehen und irgendwann stellt sich jeder die Frage, ob es das jetzt gewesen sein soll. Wo ist das Feuer der Leidenschaft? Wo ist die Liebe geblieben? Ist man nur noch eine Zweckgemeinschaft? Ist man nur noch aus Gewohnheit zusammen?

Zum Glück gibt es auch in der alltäglichsten Beziehung immer wieder Momente, um dem Alltag zu entfliehen oder um die Routinen zu durchbrechen. Gemeinsame Urlaube sind wunderbar dafür geeignet, wieder zueinanderzufinden. Aber auch im Alltag lassen sich Dinge integrieren, die einander näherbringen und verhindern, dass man sich immer weiter voneinander entfernt. Was damit gemeint ist, dazu komme ich an einer anderen Stelle noch mal ausführlicher. Du solltest diese und andere Möglichkeiten aber auf alle Fälle nutzen, um zumindest zeitweise wieder in die Phase zwei, die Phase des Verliebtseins, zu kommen. Es gibt unzählige Gründe, warum du deinen Partner liebst. Lass ihn es so oft wie nur möglich wissen und spüren. Geht zurück in die zweite Phase, auch wenn es nur für wenige Stunden ist, die Ihr dem Alltag entflieht.

  1. Phase: Krise

Schafft ihr es nicht, die Routine zu durchbrechen oder dem Alltag zu entfliehen, dann kommt ihr zwangsweise in die 4. Beziehungsphase. Diese Phase ist das Gegenteil von der zweiten Phase des Verliebtseins. Die 4. Phase ist unangenehm, kräftezehrend und stressig. Aber es führt, auf kurz oder lang, kein Weg daran vorbei.  Und glaube mir, ich weiß, wovon ich rede. Als harmoniebedürftiger Mensch habe ich immer versucht, diese Phase zu vermeiden. Ich habe oft zurückgesteckt, Dinge akzeptiert oder Dinge nicht angesprochen. Zu oft habe ich meine Gefühle und Bedürfnisse ignoriert, um Streit, Diskussionen und Kreisen zu vermeiden.

Geholfen hat es nichts. Denn ein Problem kann man nicht einfach ignorieren oder ausblenden. Es kommt immer und immer wieder zurück. Solange, bis es gelöst und endgültig beseitigt wird. Was am Ende des Tages eine Beziehungskrise auslöst, spielt keine Rolle. Fakt ist, dass im Paradies der Verliebten dunkle Wolken aufgezogen sind und es zu einem heftigen Donnerwetter kommt.

Wie schon gesagt, was die Krise auslöst, ist völlig egal. Sie kommt auch nicht plötzlich. Nein. Die meisten Krisen bahnen sich an. Langsam über die Zeit, bis es eines Tages zum Knall kommt.

Versuchen wir mal, das etwas bildlicher zu beschreiben. Wie in der Phase des Verliebtseins beschrieben, macht Liebe blind. Du siehst über einige Dinge hinweg, die Dir an Deinem Partner nicht gefallen , in der Hoffnung, dass ihr dafür eine gemeinsame Lösung finden werdet. Nehmen wir das Thema Rauchen. Es könnte aber auch das Thema Alkohol, Spielen oder etwas ganz anderes sein. Auf alle Fälle findest Du es nicht gut, dass Dein Partner es tut. Da er es in Deiner Gegenwart aber nie getan hat, war es bis jetzt kein allzu großes Problem. Du konntest darüber hinwegsehen. Ihr habt hin und wieder darüber gesprochen, aber keine gemeinsame Lösung gefunden.

Da sich der Alltag immer mehr in euer Leben frisst und ihr immer mehr Zeit miteinander verbringt, wird Dein Partner seiner Lust zum Rauchen immer schwerer widerstehen können. Es gibt eben Situationen in seinem Leben, da braucht er einfach seine Zigarette. Es ist sein Anker, seine Art, mit der Situation umzugehen, und es ist sein Leben. Nicht Deines.  Auch wenn er Dich liebt und immer Rücksicht auf Dich nimmt, so wird er dennoch zur Zigarette greifen.

Da ihr im Vorfeld keine Lösung für dieses offensichtliche Problem zwischen euch gefunden habt, habt ihr jetzt ein richtig großes Problem miteinander. Ihr diskutiert, ihr streitet miteinander und habt eine handfeste Auseinandersetzung. Es kracht, es wird laut und richtig ungemütlich. Jeder hat seinen Standpunkt, seine Meinung, von der er nicht abweichen möchte. Wohin das Führen wird, ist offen. Fest steht, dass es in jeder Beziehung die Phase der Kreise gibt.  Mal ist es eine kleine Diskussion, mal ein Streit oder eben eine heftige Beziehungskrise.

  1. Phase: Entwicklung

Eine Meinungsverschiedenheit lässt sich in aller Regel schnell klären. Zumindest solltest Du es tun. Denn wie schon gesagt, tust Du es nicht, kommt sie bald wieder. Diesmal dann aber größer und noch unangenehmer als beim ersten Mal. Einen Streit kann man auch schlichten. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass beide es wollen. Wenn einer den Schwanz einzieht, um seine Ruhe zu haben, dann ist die Ursache für den Streit noch nicht beseitigt. Auch sie wird früher oder später wieder in euer Leben eintreten.

Jede Meinungsverschiedenheit wird, wenn sie nicht geklärt wird, immer zurückkommen, immer größer werden und immer schwieriger zu lösen sein. Das, was einmal klein und unbedeutend angefangen hat, entwickelt sich im Laufe der Zeit zu etwas, was eure Beziehung gefährdet.

Aber genau wie sich Meinungsverschiedenheiten zu handfesten Problemen entwickeln, so entwickelt Ihr euch in der Beziehung auch weiter. Ihr lernt, miteinander umzugehen, lernt, miteinander zu streiten, lernt, Rücksicht zu nehmen oder flexibler zu sein. Zumindest wenn Euch die Liebe zueinander wichtig ist, lernt Ihr, wie Ihr miteinander umgehen solltet, damit es zwischen Euch funktioniert.

Ihr habt die Phase des Verliebtseins, des Glücks und der Harmonie durchlebt. Ihr habt die Phase der Krise, der Auseinandersetzung durchgestanden. Nun müsst Ihr euch zusammenraufen, um das Glück der ewigen Liebe zu erfahren.

Die Phase der Entwicklung ist so ziemlich die schwierigste Phase in einer Partnerschaft. Hier sind viel Einsatz und viel Energie gefragt. Hier kann man sich nicht ausruhen und genießen. In dieser Phase solltest Du auch nicht darauf warten, was auf Dich zukommt. Denn wenn Du das tust, landest Du ganz schnell in der Phase der Entscheidung.

Prinzipiell solltest Du Dich als Mensch immer weiterentwickeln. In deinem Beruf ist es eine Selbstverständlichkeit, bei deinem Hobby tust du es auch, um besser zu werden. Und erst recht solltest Du Dich in Deiner Partnerschaft weiterentwickeln. In einer Partnerschaft kommt jedoch erschwerend hinzu, dass Du nicht allein bist. Dein Partner sollte ebenfalls bereit sein, sich weiterzuentwickeln. Ihr solltet Euch als Paar weiterentwickeln.

Wie viele Paare haben sich schon getrennt mit der Aussage: Ich habe mich weiterentwickelt, aber mein Partner tat es nicht? Er ist immer noch derselbe wie zu der Zeit, als wir uns kennenlernten. Ich komme damit nicht mehr klar.

So eine Aussage macht deutlich, dass es keinen Nutzen für die Partnerschaft hat, wenn nur einer Zeit, Energie und Kraft in die Entwicklung investiert. Damit eine Partnerschaft gut funktionieren kann, müssen es beide tun. Nein, eigentlich sollten es beide wollen und dann gemeinsam tun. Hier sehe ich ein großes Problem, warum es in vielen Fällen eben nicht funktioniert. Meistens sieht einer die Notwendigkeit, etwas an der Beziehung zu ändern, vor dem anderen. Derjenige ist bereit, an der Beziehung zu arbeiten. Der andere jedoch ist mit dem zufrieden, so wie es ist. Für ihn besteht kein Handlungsbedarf.

Wie vermittelt derjenige, der unzufrieden ist, seine Unzufriedenheit dem zufriedenen Partner, ohne dass dieser sich gleich angegriffen fühlt und in die Verteidigung geht? Es einfach herauszuposaunen, dass in der Beziehung etwas nicht stimmt, das kann man tun. Zumindest ist es eine ehrliche Aussage über sein Empfinden. Ob der Partner derselben Meinung ist oder sich von den Argumenten, die man vorbringt, überzeugen lässt, stelle ich in Frage.

Um also gemeinsam in der Beziehung zu wachsen und sich zu entwickeln, bedarf es viel Kommunikation. Offene, ehrliche Gespräche, Verständnis, Rücksichtnahme und Mut, etwas zu verändern. Fakt ist jedenfalls, dass sich was verändern muss, damit die Beziehung weiterhin Bestand haben kann. Fest steht aber auch, dass sich einige Dinge, die in einer Beziehung nicht optimal laufen, nicht von heute auf morgen ändern lassen.

Wenn jemand mit der Freizeitgestaltung am Abend vor dem Fernsehen zufrieden ist, wird es ihm schwerfallen, plötzlich abends mit seinem Partner um die Häuser zu ziehen. Warum sollte er es auch plötzlich tun? Er war ja zufrieden vor dem Fernseher. Wenn er Lust gehabt hätte auf einen Barbesuch, auf Billard und einen Cocktail, hätte er es ja selber vorgeschlagen, oder?

Wenn ihr aber ausführlich, und ja, auch mehrmals über diese Problematik redet, dann sollte es möglich sein, gemeinsam einen Lösungsweg zu finden. Findet Ihr für Eure Probleme keine Lösung oder entwickelt sich wirklich nur einer von Euch weiter, weil der andere im Istzustand vollkommen zufrieden ist, dann wird es Zeit für Phase 6.

In der Phase der Entwicklung wechselt Ihr zwangsweise aber auch immer wieder in eine andere Phase. Ihr fallt zurück in die Phase der Krise. Ihr streitet und diskutiert. Ihr wechselt in die Phase des Alltags. Denn Veränderungen brauchen Zeit. Zeit, um sich zu entwickeln, und Zeit, um auszuprobieren, ob der Weg, den man eingeschlagen hat, der richtige ist. Vielleicht wechselt Ihr auch nochmal in die Kennenlernphase, weil Ihr plötzlich feststellt, dass Ihr euch durch die ganzen Veränderungen erstmal wieder neu kennenlernen müsst.

Ob Ihr in die Phase des Verliebtseins zurückkommt, wäre euch sehr zu wünschen. Hierfür bedarf es aber intensiver Beziehungsarbeit von beiden Partnern. Es bedarf des Willens, die Beziehung zu retten, zu erhalten oder sie neu erleben zu lassen.

  1. Phase: Entscheidung

Und damit sind wir schon in der letzten Phase, der Phase der Entscheidung. Eigentlich entscheidet Ihr in jeder Beziehungsphase ständig, wie es weitergeht. In der Phase des Kennenlernens entscheidet Ihr, ob Ihr Euch kennenlernen wollt und was das mit Euch wird. In der Phase des Verliebtseins entscheidet Ihr euch für eine gemeinsame, wunderschöne, glückliche Zeit miteinander. In der Alltags- und Routinephase werden tendenziell weniger Entscheidungen in Bezug auf die Beziehung getroffen. Ihr habt genug alltägliche Entscheidungen zu treffen. In Phase 4 entscheidet Ihr, wie Ihr mit Problemen oder, anders ausgedrückt, Herausforderungen in eurer Beziehung umgeht. Und in der Phase der Entwicklung trifft jeder von Euch die Entscheidung, was er bereit ist, in die Beziehung zu investieren.

So viele Entscheidungen, um eine glückliche, liebevolle Beziehung führen zu können. Und dennoch gibt es diese 6. Phase. Die Phase der Entscheidung. Warum?

Ganz einfach. Jede Beziehung kommt an einen Punkt, wo man eine abschließende Entscheidung treffen muss. Wenn sich die Beziehung für beide Partner gut entwickelt. Beide glücklich und zufrieden sind und man zusammen Zukunftspläne schmiedet, dann wird eine positive Entscheidung gefällt. Das kann sein, dass man sich eine gemeinsame Wohnung anschafft oder dass man vor den Traualtar tritt und sich das Ja-Wort gibt.

Diese Entscheidung ist eine sehr wichtige, große Entscheidung für die Beziehung . Man bekennt sich zueinander und will den Rest seines Lebens miteinander verbringen. In guten wie in schlechten Zeiten. Aber nur weil man sich dieses Versprechen vor den Trauzeugen gegeben hat, heißt es nicht, dass man dieses Versprechen auch hält. Es fängt wieder der Wechsel zwischen den einzelnen Beziehungsphasen an.  Verliebtsein, Alltag, Krise, entwickeln. Ein ständiges Auf und Ab. Und ich drücke jedem die Daumen, dass es in eurer Beziehung mehr gute als schlechte Tage gibt und ihr wirklich bis zum Lebensende zusammen (überwiegend)glücklich sein werdet. Dass Ihr euch zusammen weiterentwickelt und es nie bereuen werdet, all die Entscheidungen für Eure Liebe getroffen zu haben.

Verläuft die Beziehung nicht so optimal, weil man ständig in die Phase der Krise kommt, weil Ihr euch ständig streitet und keine gemeinsamen Lösungen findet, dann trifft einer von beiden eine Entscheidung. Er wird die Beziehung beenden.

Eine Beziehung zu beenden, sich voneinander zu trennen, ist immer eine schwierige Entscheidung. Wenn es dazu kommt, dann gibt es hoffentlich auch gute Gründe dafür. Eine Beziehung aus einer Laune heraus zu beenden, ist kein guter Grund. Und auch wenn man gerade in einer Beziehungskrise steckt, das Handtuch zu werfen, ist nicht immer die beste Entscheidung. Wenn man jung ist und keine weiteren Verpflichtungen, wie Kinder, einen Hauskredit oder eine gemeinsame Firma hat, ist so eine Trennung zwar schmerzhaft, aber relativ leicht zu verkraften. Wenn Ihr Kinder habt, betrifft die Trennung nicht nur einen persönlich. Denn durch die Trennung muss sich zwangsweise auch jemand von den Kindern trennen.

Aber zum Thema Trennung wird es später noch zwei ausführliche Kapitel geben. An dieser Stelle nur erstmal so viel: Mit einer Trennung endet die Beziehung in der Entscheidungsphase. Der Kreislauf der Beziehungsphasen beginnt zwar auch hier wieder von vorne, aber diesmal mit neuen Personen. Wieder fängt man das Kennenlernen an und durchlebt die einzelnen Beziehungsphasen, mit dem Wunsch und dem festen Willen, es diesmal besser zu machen.

Ich wünsche Dir viel Kraft dafür. Und denke immer daran: Du entscheidest, wie Deine Beziehung verläuft. Denn Liebe ist eine Entscheidung.

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