Im hier und Jetzt – Achtsamkeit, den Moment leben

Lebe im Hier und Jetzt. Genieße Dein Leben, mach Dir nicht so viele Gedanken. Das sagt sich immer so einfach. Es sind ohne Frage gut gemeinte Ratschläge und derjenige, der sie ausspricht, meint es auch wirklich ehrlich. Aber wie funktioniert das? Wie lebt man im Hier und Jetzt? Über dieses Thema gibt es unzählige Bücher. Sie reichen von Achtsamkeit über Entspannungstechniken wie Meditation bis hin zu Gedankenkontrolle, Zeitmanagement und „Leck mich am Arsch“-Einstellung.

In einigen gibt es wirklich hilfreiche Tipps und Anregungen. Die helfen aber nicht, wenn Du nicht selber bereit dafür bist. Im Hier und Jetzt zu leben, bedeutet in erster Linie, die bewusste Entscheidung dazu zu treffen. Das Thema ist für alle Deine Lebensbereiche enorm wichtig. Da wir hier aber über die Liebe reden, bleiben wir in diesem Themengebiet. Das alleine ist schon ziemlich komplex. Alles andere würde dann doch den Rahmen dieses Buches sprengen.

Wie oft ist es Dir schon passiert, dass Du Zeit im Beisein Deines Partners verbracht hast und Dich am Abend gefragt hast: „Was haben wir überhaupt gemacht?“ Wie viele Gespräche hat Dein Partner mit Dir geführt und Du warst durch den Fernseher oder durch andere Dinge abgelenkt? Oder Du bist mit Deinem Partner in Urlaub gefahren und Deine Gedanken hingen immer noch in der Arbeit fest. Willkommen in der Realität. Es gibt unzählige Momente, in denen Du nicht im Hier und Jetzt bist. In denen Dein Leben an Dir vorüberfliegt und Du es noch nicht mal wahrnimmst.

Oft wird uns erst Durch die Diagnose einer schweren Krankheit, durch den Tod eines geliebten Menschen oder durch Katastrophen wird uns bewusst, dass unser Leben endlich ist, dass jeder vergangene Tag ein Tag in unserem Leben war, den wir nie wieder zurückholen können. Tage, Wochen, Monate und Jahre vergehen, ohne dass wir wirklich leben. Wir rechtfertigen unser Verhalten damit, dass wir Verpflichtungen haben. Das wir, wenn wir den nächsten Karriereschritt geschafft haben, vernünftiger leben werden. Wenn wir erst genügend Geld haben, dann wird alles einfacher und besser. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, wenn der Kredit abgezahlt ist, wenn, wenn, wenn. Und irgendwann stellt man fest, dass dieser ersehnte Moment vorbei ist und man sein Leben trotzdem immer noch nicht lebt.

Oft machen andere einen darauf aufmerksam, dass man zum Beispiel viel zu hastig isst und sich keine Zeit nimmt, das Essen zu schmecken. Oder man stellt beim Betrachten der Urlaubsfotos fest, dass diese zwar wunderschöne Erinnerungen sind, man aber die Zeit viel zu wenig genossen hat. Man schwelgt in Erinnerungen und wünscht sich das ein oder andere Mal, man könne die Zeit zurückdrehen, um den Moment noch mal viel intensiver genießen zu können. Es gibt Leute, die buchen einen Urlaub ein zweites Mal, weil es ihnen beim ersten Mal so gut gefallen hat, sie aber zu wenig Zeit hatten, um alles zu sehen und bewundern zu können.

Klar kann man das so machen. Aber warum genießt man den ersten Urlaub nicht gleich in vollen Zügen? Wenn mir eine Gegend, eine Ausstellung oder Sehenswürdigkeit besonders gut gefällt, dann kann ich doch den Moment dort genießen. Ich kann doch die anderen geplanten Aktivitäten ausfallen lassen oder auf ein anderes Mal verschieben. Ich muss doch nicht von A nach B hetzen, nur um hinterher Urlaub vom Urlaub zu brauchen. Urlaub, in dem ich mich vom Urlaubsstress erholen kann.

Im Hier und Jetzt zu leben, ist eine Lebenseinstellung, die einen, wenn man sie einmal erlebt hat, süchtig machen kann. Viele versuchen, durch Alkohol, Rauchen oder Drogen ihre Gedanken und Gefühle zu betäuben. Sie fühlen sich dadurch dann frei, locker und für den Moment zufrieden und entspannt. Dieser Zustand fühlt sich so gut an, dass man ihn immer und immer wieder erleben möchte. Aber warum muss man seine Gedanken und Gefühle betäuben? Sie gehören zu uns. Sie machen uns aus. Durch sie sind wir so, wie wir sind. Zugegeben, das ist nicht immer so, wie wir sein wollen, und daher bekämpfen wir sie mit allen Mitteln. Jeder, der nach einem Rauch aufgewacht ist, weiß, dass die Gedanken und Probleme nicht verschwunden sind. Es muss also eine andere Möglichkeit geben, seine Gedanken zu kontrollieren, damit man den Moment genießen und sein Leben leben kann.

Jeder, der schon mal in einem Gedankenkarussell gefangen war, weiß, wie schwer es ist, da wieder herauszukommen. Immer und immer wieder dieselben Gedanken.  Sie halten uns in der Nacht wach und rauben uns am Tag den Nerv. Sie verursachen graue Haare, Stress, Schlafstörungen und Depressionen. Und wofür?

Realistisch betrachtet schaden Sie uns nur. Wir können noch so lange darüber nachdenken, eine perfekte Lösung werden wir nicht finden. Im Gegenteil. Je länger wir dem Gedanken nachhängen, umso größer und schwieriger wird er. Das Interessante daran ist, dass viele Dinge, über die wir uns den Kopf zerbrechen, niemals eintreten werden. Wir machen uns über ungelegte Eier Gedanken und versauen uns den Tag. Womit wir wieder beim Anfang vom Übel sind. Wollen wir uns diesen Tag unseres Lebens versauen lassen? Stell Dir doch mal in einem Moment, in dem Dich ein Gedanke belastet, die Frage: Wenn ich nur noch 3 Monate zu leben hätte, würde ich mir dann auch diesen Tag meines kurzen Lebens versauen lassen?

Natürlich gibt es Nachrichten, Menschen und Situationen, die Dir den Tag versauen können. Keine Frage. Du kannst aber jederzeit entscheiden, wie Du damit umgehst. Es liegt an Dir, ob dieser Tag ein verlorener Scheißtag wird oder ein lebenswerter Tag, über den Du abends beim Zubettgehen zufrieden lächeln kannst.

Auch an einem anstrengenden, stressigen Arbeitstag und mit vielen Verpflichtungen und Aufgaben in der Familie gibt es Möglichkeiten für schöne Momente. Oft ist es nur eine Frage der Einstellung. Ist dein Job wirklich so scheiße? Ändere den Blickwinkel, erkenne, was Du durch Deine Arbeit erreichen kannst und wen Du damit hilfst. Ist es nicht ein gutes Gefühl, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben? Einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und durch das verdiente Geld sein Leben gestalten zu können? Sind Hausarbeit, Wäschewaschen und Kochen wirklich nur notwendige Übel oder kann man auch hierin etwas Positives sehen?

Tust Du eine Tätigkeit mit Lust und aus Überzeugung, ist sie gar nicht mehr so schrecklich. Arbeit kann dann auch Spaß machen. Und sie ist dann nicht mehr ganz so stressig, sondern interessant und lehrreich.

Lebe Dein Leben im Hier und Jetzt. Nimm Dir Zeit für die schönen Dinge und genieße sie mit allen Sinnen. Eine liebevolle Umarmung dauert oft nur Sekunden, aber sie gibt so viel Kraft und Energie. Nimm Deinen Partner in den Arm und schließe für einen Moment die Augen. Spürst Du seinen Atem, seinen Herzschlag? In so einem Moment vergisst Du, dass Du noch tausend Aufgaben zu erledigen hast.

Du musst Dich bewusst dazu entscheiden, den Moment zu genießen. Nimm Dir beim Essen Zeit. Mache öfters mal Pausen und atme tief durch. Genieße die warme Frühlingssonne auf Deiner Haut und erlebe die Momente mit Deinem Partner bewusst. Dazu kann es sinnvoll sein, mal den Fernseher auszuschalten. Sich ihm zuzuwenden, wenn er redet. Lass dein Handy liegen, wenn ihr zusammen seid. Keine Nachricht, kein Spiel und kein Online-Schnäppchen kann so wichtig sein, dass man den Menschen, den man liebt, dadurch vernachlässigt.

Redet miteinander und nicht aneinander vorbei. Unternehmt etwas gemeinsam. Zum Beispiel kochen oder im Wohnzimmer tanzen. Gemeinsame Spaziergänge und Ausflüge, die ihr dann aber auch bewusst erlebt. Für Sorgen, Probleme und schlechte Gedanken ist später immer noch Zeit. Wenn es denn unbedingt sein muss.

Lass Dir durch solche Dinge aber nicht die Momente der Zweisamkeit vermiesen. Was bitte schön ist das für ein kuscheliger Abend, wenn einer von beiden den morgigen Tag in Gedanken durchgeht? Oder was noch schlimmer wäre: wenn man während des Liebesspiels mit den Gedanken ganz woanders ist. Schnell zum Höhepunkt geeilt und im nächsten Moment schon wieder am Arbeiten. Das ist eine Todsünde. Das ist dem Partner gegenüber auch respektlos. Dann lieber auf den Sex verzichten, als ihn nicht genießen zu können.

Nimm Dir Zeit für die Dinge, die Dir wichtig sind, die Dir Spaß machen. Für die Menschen, die Dir wichtig sind. Halte öfters mal inne. Atme ruhig ein und aus und erkenne die Schönheit des Lebens. Auch wenn Dein Leben nicht so erfolgreich, so bunt, so harmonisch oder so aufregend und abwechslungsreich ist wie das einiger Deiner Mitmenschen. Es ist Dein Leben. Du hast nur dieses eine und wenn es blöd läuft, ist es schneller vorbei, als Dir lieb ist. Was muss das für ein scheiß Gefühl sein, wenn man seinen letzten Atemzug macht mit dem Gedanken: „Ich habe existiert und ich habe funktioniert, war immer für andere da. Zum Glück ist mein Leben jetzt vorbei, denn gestorben bin ich schon vor sehr, sehr langer Zeit. „Meine Zeit auf Erden habe ich verschwendet, abgesessen, aber nicht gelebt.“

In diesem Sinne: Entscheide Dich für ein Leben in Achtsamkeit. Ein Leben mit vielen bewussten Momenten. Ein Leben, in dem Du jeden Moment voll auskostest. Bewusstes Leben ist eine Frage der Einstellung, des Willens und einer bewussten Entscheidung.

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