Wer Lieben will muss fühlen

Auch wenn der Grundgedanke dieses Buches darin besteht, dass Liebe eine Entscheidung ist, so sollten wir nicht die Tatsache verdrängen, dass Liebe ganz viel mit Gefühl zu tun hat. Wer lieben will, muss Gefühle zulassen.

Ein Eisblock ist nicht fähig zu lieben, weil er keine Gefühle kennt. Spaß beiseite. Das ein Eisblock niemanden lieben wird, ist ja logisch. Aber was ist mit Menschen, die sich benehmen wie ein Eisblock. Kennst Du jemanden, der sich so benimmt? Jemanden aus der Arbeit, einen Nachbarn oder aus dem Bekanntenkreis? In der Nähe solcher Menschen läuft es einem kalt den Rücken runter. Sie nehmen keine Rücksicht auf andere. Das Wohlbefinden, die Meinung oder die Interessen der anderen sind Ihnen völlig egal. Fällt ein Kind neben ihnen hin und fängt an zu weinen, stehen diese gefühllosen Menschen teilnahmslos daneben und machen noch unpassende Bemerkungen.

Es ist schwer vorstellbar, dass solche Menschen lieben können. Zum Glück sind nicht viele Menschen wirklich so gefühllos. Die meisten sind durchaus fähig, Gefühle zu zeigen, zu empfangen und weiterzugeben. Konzentrieren wir uns lieber auf diese angenehmen Zeitgenossen und lassen die Gefühlslosen in Ihrer eigenen Welt zurück.

Wer lieben will, muss also fühlen können. Es geht schon los mit dem angenehmen Kribbeln im Bauch, wenn man frisch verliebt ist. Man fühlt das elektrisierende Gefühl, wenn man sanft gestreichelt wird. Jeden Kuss spürt und schmeckt man. Man fühlt die Wärme oder auch die Kälte des anderen, wenn man sich die Hände hält oder miteinander kuschelt. Je intensiver Du Deine Empfindungen, Gefühle wahrnimmst, umso intensiver wird Deine Reaktion ausfallen.

Lässt Du Dich bewusst auf eine Handlung ein und nimmst diese intensiv wahr, sind Deine Gefühle heftiger als wenn Du dieselbe Handlung so im Vorbeigehen ausübst. Nimm zum Beispiel einen Kuss. Du gibst Deinem Partner vor dem Einschlafen einen Kuss. Das kannst Du tun, indem Du Dich ihm zuwendest, ihn küsst und Dich dann schlafen legst. Du kannst Dich ihm aber auch zuwenden, einen Arm um ihn legen, die Augen schließen und ihn zärtlich, liebevoll küssen. Wenn Du den Kuss mit dem Gedanken daran, dass Du Deinen Partner über alles liebst, Du für ihn durch die Hölle gehen wirst und er die wichtigste Person für Dich ist, übergibst, dann wird dieser Kuss ein Feuerwerk der Gefühle sein. Unbeschreiblich schön, intensiv und voller Liebe.

Wenn Du lieben willst, musst Du aber nicht nur Deine eigenen Empfindungen spüren und fühlen. Du musst auch sensibel für die Bedürfnisse Deines Partners sein. Bleiben wir bei unserem liebevollen Kuss. Was erreichst Du damit, wenn Du Deinen Partner, so wie oben beschreiben küsst, er aber gerade so wütend auf Dich ist, dass er Dich am liebsten in der Luft zerreißen würde? Du wirst einen heftigen Widerstand zu spüren bekommen, oder sogar seine Hand in Deinem Gesicht.

Solche Unannehmlichkeiten vermeidest Du, wenn Du auf Deinen Partner achtest, seine Stimmung und Gefühle wahrnimmst und erkennst. Dann kannst Du nämlich darauf eingehen. Und das solltest Du auch tun. Die Stimmung seines Partners zu ignorieren, hat keinen Vorteil. Auch wenn Du für den Moment eine unangenehme Situation oder ein Gespräch vermeidest, so wirst Du nicht drumherum kommen, Dich der Sache zu stellen. Und je jeher Du das tust, umso schneller und einfacher lassen sich Lösungen finden. Und umso schneller habt Ihr beide wieder ein positives Gefühl. Dann ist wieder Zeit für das Fühlen eines zärtlichen Kusses.

Um wirklich lieben zu können, musst Du also Gefühle zulassen. Deine eigenen Empfindungen und Gefühle solltest Du wahrnehmen, aber auch darüber reden. Die Gefühle Deines Partners solltest Du ebenfalls wahrnehmen, erkennen und auch akzeptieren. Liebe hat sehr viel mit Sensibilität zu tun. Dem Senden und Empfangen von Signalen. Je sensibler Du in dieser Hinsicht bist, umso einfacher kann es für Dich sein. Empfängst Du die richtigen Signale von Deinem Partner, kannst Du schneller darauf reagieren. Dein Partner wird er Dich anhimmeln, er wird Dich wahnsinnig lieben. Denn er hat das Gefühl, dass Du ihn verstehst. Er muss Dir nicht erst lange erklären, was los ist. An seinen Reaktionen, seiner Mimik, seinen Äußerungen oder seinem Verhalten erkennst Du es bereits. Entsprechend wirst Du Dich verhalten. Mit ihm reden, ihm etwas Gutes tun, oder, wenn es positive Signale sind, einfach mit dem weitermachen, was die positiven Gefühle bei Deinem Partner verursachen.

Über Deine Gefühle solltest Du auch mit Deinem Partner reden. Es ist immer gut, wenn man sich austauscht und mitteilt. Darüber redet, wie es einem geht. Dabei sollte man auch ruhig sagen, was einen stört oder womit man nicht zufrieden ist. Nun sollst Du nicht permanent Deine negativen Gefühle kundtun. Viel schöner und angenehmer ist es, über seine positiven Gefühle zu sprechen. Und ich glaube, jeder Partner findet es schön zu hören, dass man sich in seiner Gegenwart geborgen und sicher fühlt, dass einem die Nähe guttut und man sich verstanden fühlt. Dein Partner findet es bestimmt auch interessant, zu erfahren, welche Berührungen Du magst. Rede offen und ehrlich mit Deinem Partner über Deine Gefühle. Das macht Dich zwar verletzlich, zeigt aber auch, dass Du ihm vertraust.

Je gefühlvoller eine Beziehung, umso intensiver ist sie. Das gilt natürlich auch im negativen Sinne. Denn wenn in einer Beziehung Misstrauen, Eifersucht oder Frust vorherrschen, dann sind die Diskussionen, Streitereien und Auseinandersetzungen auch sehr intensiv. Hier wird es schnell sehr laut, sehr verletzend und richtig heftig. Auch hier spielen Gefühle eine wichtige Rolle. Diesmal sind es Angst, Wut, Hass, Frustration und viele weitere negative Gefühle. Aber sie gehören ebenso zur Liebe, wie Lust, Glück, Zufriedenheit, Zuversicht und die anderen positiven Gefühle. Denn wie immer im Leben hat eine Medaille zwei Seiten.

Und Du musst entscheiden, welche Seite der Medaille Du Dich zuwendest, welche Gefühle Du empfinden möchtest und welche Gefühle Du Deinem Partner vermitteln möchtest.

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